Pferde lernen immer. Ein Beispiel aus der Praxis

Ich kann es nicht oft genug sagen, Pferde lernen immer! Nicht nur, wenn man Reitstunde hat oder ganz bewusst etwas Neues trainiert. Nein, das Pferd lernt auch, wenn man gar nicht darüber nachdenkt. Warum ist das so wichtig? Weil es häufig vergessen wird und dadurch Probleme entstehen. Dazu ein Beispiel aus der Praxis:

Die 5-jährige Stute Bella will sich nicht mit dem Wasserschlauch abspritzen lassen. Sie geht zur Seite und rückwärts, weicht dem Wasser aus. Aus Rücksicht wird das Wasser durch ihre Besitzerin abgestellt, eine Stallkollegin startet noch einen Versuch und nächsten Tag probiert man es noch einmal mit einer neuen Strategie. Es ist aber keine Besserung eingetreten, Bella weicht weiterhin aus, steht unruhig usw.  

Man könnte jetzt meinen, man steht mit Bella genau da, wo man vor den drei Versuchen stand: Bella mag kein Wasser. Das ist natürlich soweit richtig, aber es hat sich dennoch etwas verändert. Es hat Training stattgefunden! Die Stute hat möglicherweise gelernt, dem Wasser noch besser auszuweichen und noch schneller zurückzugehen. Wenn es nicht schlimmer geworden ist, ist das mindeste was passiert ist, dass ihr Verhalten gefestigt wurde.

Wenn Bella nun also bei Versuch vier, überhaupt gar nicht mehr in die Nähe des Wassers gehen möchte ist das nicht, weil sie blöd oder stur ist, sondern ganz im Gegenteil; Sie macht genau das was wir ihr beigebracht wurde! Die gibt sich sozusagen richtig mühe alles richtig zu machen. Dass wir das leider unabsichtlich gemacht haben, weiss sie natürlich nicht ;)

Es lohnt sich wirklich sehr, sein eigenes Verhalten im Umgang mit dem Pferd zu reflektieren und das Lernverhalten von Pferden zu verstehen. Insbesondere dann, wenn etwas vielleicht nicht so klappt wie man sich das wünscht. Ganz nach dem Motto, man kann nicht nicht kommunizieren, gilt nämlich auch: „Man kann nicht nicht trainieren!“.

Du möchtest ein weiteres Praxisbeispiel dazu hören? Dann hier entlang zur Podcast Folge!

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